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ALTE KIRCHENLIEDWEISEN AUS FINNLAND

DIE LOIMIJOKI-HANDSCHRIFT

Erste Seite des Choralteiles in der Handschrift

Die Choralhandschrift von Loimijoki wird im Archiv der Landgemeinde von Loimaa (früherer Name Loimijoki) des Landesarchivs von Turku (Loimaan kirkonarkiston kirjaluettelo III d 1) aufbewahrt. Als ganze enthält die 130-blättrige Handschrift außer einem evangelischen Graduale, ein lateinisches Hymnarium mit etwa 60 Melodien, etwa 25 Sequenzen, und den Choralteil (Fol. 110r-125v), der jetzt als Faksimile herausgegeben werden soll. Besitzer der Handschrift war im 17. Jahrhundert Johannes Salmenius, der seinen Namen auf dem Einband hinterlassen hat und als Musiklehrer, director cantus der Kathedralschule von Turku tätig war und 1683 als Pfarrherr von Kuopio im östlichen Finnland starb.

Der Choralteil enthält 78 Nummern und 77 verschiedene Melodien (Nr. 63 = 12). Unter den meisten Melodien steht der ganze schwedische Text der ersten Strophe. Einige Choräle sind jedoch nur mit den ersten Worten des Textes versehen worden, und bei 14 Chorälen steht überhaupt kein Text.

Die Sammlung kann in fünf Teile unterteilt werden. Besonders der erste (1-14) und der fünfte (53-78) enthalten vor allem Choräle, die mit dem bereits 1536 gedruckten schwedischen Gesangbuch in Verbindung stehen. Der zweite (15-33) und der vierte (46-52) Teil enthalten jedoch Choräle, die mit den späteren Gesangbüchern (1562, 1567, 1572) zusammenhängen. Die letztgenannten Teile sind auch deshalb auffallend, weil sie größtenteils aus Melodien des Psalters von Burkhardt Waldis (1553) bestehen. Die Choräle des dritten (34-45) und des fünften Teils kommen in der Reihenfolge des Gesangbuchs von Valentin Babst (1545) vor, unterbrochen vom vierten Teil, und sind dessen Melodieversionen ähnlich. Von den Loimijoki-Melodien sind 63 mit denen in Kangasala 1624 identisch.

Bei der Melodieführung kann es jedoch Unterschiede geben sowohl im Vergleich zur Kangasala 1624 -Gruppe als auch zu dem für Schweden und Finnland sehr wichtigen Gesangbuch des Dänen Hans Thomissøn aus dem Jahr 1569. Von den Melodien sind 41 in der ältesten schwedischen Choralhandschrift, Olaus Ericis Sångbok (OES, etwa 1600) enthalten.

Von den oben erwähnten 14 textlosen Chorälen sind zehn solche Babst-Melodien, die es in Kangasala 1624 nicht gibt. Auch in den 1697 und 1702 gedruckten Choralbüchern kommen sie nicht vor, obwohl beide über 50 Loimijoki-Nummern enthalten. Die textlosen Choräle 38, 44, 60 und 75 kommen auch in anderen Handschriften vor, während die folgenden fehlen:

Nr 32.

Wälsignatth ware Jesu nampn: Waldis 1553, Ps. 32 WOl dem menschen dem sünden vil; OES Fol. 85a; Mönsterås 1646 S. 191/Alia. - In Finnland: 1889:114 und 1943:131. Zahn 7562, DKL A91 1553/06.

Nr 33.

O Herre Gudh aff himmelrijk, hwadh: Waldis 1553, Ps. 127 Wo Gott nicht selb das Haus aufricht; Thomissøn 1569 Fol. 203b Vden Herren opholder vort Huss oc gaard - ähnlich mit dem Waldis-Choral, doch ohne Wiederholung des ersten Phrasenpaares (Waldis: 8.7.8.7.8.8.7.) - Zahn 4474, DKL A183 1553/06. (Vgl. HMV Nr. 49 ELlei cartnoit ja taloita.)

Nr 61.

Klug 1533 Fol. 84a Wo Gott der Herr nicht bey vns helt. Zahn 4442, DKL Ee4 1531/03.

Nr 65.

Nr 65. Klug 1533 Fol. 106a Inn Gott geleub ich das er hat. Zahn 8391, DKL Ee15 1533/02.

Nr 66.

Klug 1533 Fol. 103b Hilff Gott wie ist der menschen not so gros. Zahn 8393, DKL Ee14 1533/02.

Nr 68.

Klug 1533 Fol. 123b O Herre Gott/ dein Göttlich wort, dasselbe bei Babst 1545/I nr L; schon in Hans Luffts Sammlung 1526. - Zahn 5690. - Vgl. Joh. Kugelmann 1540 nr 17 NVn lob mein Seel den Herren. Zahn 8244, DKL Ee3 1526/11.

Nr 71.

Babst 1545/I Nr. LXIII O lux beata Trinitas / Der du bist drey in einigkeit. Zahn 335b, DKL Eg40A 1545/01.

Nr 72.

Michael Weisse 1531 Fol. M VIIb ES wirt schier der letzte tag herkome; dasselbe auch bei Babst 1545/II Nr XXXVI. - Loimijoki-Handschrift folgt nächst der von Babst. Zahn 1423, DKL Eg73A 1545/01.

Nr 73.

Klug 1533 Fol. 39a Ach Gott von himel sih dar ein; am öftersten Hilf Gott, wie geht das immer zu (Klug 1535 Fol. 41 Ps. 2); JSW 7 und HMV 11. Zahn 4453, DKL Ee9 1533/02.

Nr 75.

Babst 1545/II Nr. VIII In dich hab ich gehoffet HERR; vorreformatorisch. Da Jesus an dem Kreutze stund. Zahn 1706, DKL Ek7 1545/01.

Nr 76.

Profanes Frölich so wil ich singen vor 1506, in einem marianischen Lied mit gleichem Anfang 1506. Als protestant. Choral bei Babst 1545/II Nr. XI O reicher Gott im throne. Zahn 7212a, DKL B3B 1545/01.

Nr 77.

Val. Schumann 1539, Babst 1545/II Nr. XIIII Hilff Gott das mir gelinge. Zahn 4329a, DKL Ek8 1545/01.

Diese textlose Gruppe ist im allgemeinen schwedischen Choralgebrauch des 17. und des 18. Jahrhunderts unbekannt.

Als letzte Melodie des Choralteils kann die Nr. 78, eine textlose Credo-Melodie, angesehen werden, die den im Jahr 1578 gedruckten, lateinischen und schwedischen Versionen ähnelt. Das von König Johann III. bevorzugte Glaubensbekenntnis von Nizäa samt seiner Melodie kommt auch in den folgenden Jahren als Anhang der Gesangbücher vor, wurde aber am Anfang des 17. Jahrhunderts zeitweise vernachlässigt. Der Text erscheint jedoch erneut u. a. im finnischen Gesangbuch des Jahres 1646 und die Melodie in den Sammlungen, die um die folgende Jahrhundertwende gedruckt wurden (1697:5, 1702: 5).

Aus dem Manuskript geht seine Entstehungszeit nicht hervor. Sein möglicher Sammler und Abschreiber kann mit den Initialen "P. S. A." auf den Blättern 5r-16v des Tonariums gemeint sein, von denen die letzte das Wort "Aboensis" (Turkuer) bedeuten könnte. Das Wasserzeichen ähnelt jenen vom Ende des 16. Jahrhunderts; ein Dokument in Finnland aus dem Jahre 1581 ist auf ähnlichem Papier geschrieben worden. Einige finnische Texte stammen entweder aus der Handschrift von Mattias Joannis Westh oder aus den gedruckten Sammlungen von Michael Agricola und Jacobus Finno, d. h. etwa aus den Jahren 1540-83. In der Loimijoki-Handschrift sowie in den schwedischen Liederbüchern des späten 16. Jahrhunderts fehlt das antipapistische O Rom går thet nu så medh tigh / Rvomi röyckjä cuing kätes käy nyt. Dieses Lied kommt jedoch in allen wichtigsten schwedischen und finnischen Choralhandschriften des 17. Jahrhunderts (und noch 1697:236, 1702:240) vor. Auf Grund dieser Tatsache sowie der oben aufgeführten Merkmale kann vermutet werden, dass die Sammlung von Loimijoki oder zumindest ihr Vorbild bereits zur Zeit des nach 1575 aufgrund des Wirkens König Johanns III. ausgebrochenen liturgischen Streites entstanden ist (siehe Schalin I, 266-277, II, 15-47) und zwar früher als die älteste bisher bekannte schwedische, etwa auf das Jahr 1600 datierte Melodienhandschrift von Olaus Erici.

Litteratur: Schalin I, 51-52 Nr. 106; Lagercrantz I, 38-42 Nr. 19.